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Die Art
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Leipziger
Allerlei mit Die Art oder My Colour Is Black!
Die Leipziger
Band Die Art war in der DDR und ist in den sogenannten neuen Bundesländern
noch immer eine Kultband. Die Art stand und steht seit über
10 Jahren für dunklen Gitarrenpop und wurde zum Beispiel in
der jährlichen Beliebtheits-Umfrage der "Parocktikum"-Sendung
von DT 64 im Jahre 1987 auf Platz 2, 1988 auf Platz 7 und 1989 wieder
auf Platz 2 gewählt. Songs wie "Sie sagte", "Eternal
Fall", "Heaven Knows" und "I Love You (Marian)"
sind Klassiker der Indiependentkultur des Ostens. Relativ spät
bzw. erst 1990 gaben Die Art mit dem Album "Fear" ihren
Einstand im Reich der vollwertigen Tonträger (LP/CD), da eine
kurz vor der "Wende" geplante bzw. schon aufgenommene
Quartett-Single an dem Text von "Wide Wide World" scheiterte.
Leider entsprach das Album weder optisch noch soundmäßig
den hochgesteckten Erwartungen, da hatte man nach den qualitativ
hochwertigen Tapes einfach mehr erwartet und selbst die Band war
mit dem Ergebnis nicht so recht zufrieden. Egal, denn "Fear"
wurde trotzdem ein voller Erfolg und schon ein Jahr später
erschien das zweite Album, welches wesentlich härter zur Sache
ging und mit "The Final Error", "Heer Litz"
und "My Colour Is Black" neue Hits enthielt. Nach diesem
Album verlor ich Die Art (wie so viele andere Bands der guten alten
Zeit) aus den Augen und erst dieses Jahr stieß ich anläßlich
des Sexflush-Interviews im vorigen Heft wieder auf die Band. Erstaunt
mußte ich registrieren, daß Die Art inzwischen weitere
6 Alben veröffentlicht hat und interessiert nahm ich Kontakt
zur Band auf. Die mir darauf zugesandte Hörproben überzeugten
mich musikalisch völlig und schnell vervollständigte ich
meinen Backkatalog bzw. erstellte dieses Interview. Ich hoffe, daß
dieses vielleicht einige Leser interessiert und somit vielleicht
Die Art im "Westen" etwas bekannter wird. Wenn von seitens
der Leserschaft weiterhin Interesse an Interviews mit Bands bzw.
Berichten über die ehemalige Szene in der DDR besteht, bitte
ich um Feedback...!?
Die Art waren
und sind schon immer:
Holger Makarios
Oley Vocals
Christoph Heinemann Bass
Thomas Gumprecht Gitarre
Thomas Stephan Drums
BLACK: Da
dies das erste Interview mit Euch im BLACK ist, bitte ich Euch,
dem geneigtem Leser Die Art etwas näher vorzustellen und kurz
einen Abriß Eurer musikalischen Geschichte zu geben?
MAKARIOS: Die Art existiert seit 1986 in fast gleicher Besetzung,
ging durch Namens- und diverse Personenwechsel aus der Band Die
Zucht hervor, die 1984 ihr Debüt gab. Ursprünglich war
die Band nahe am Punk, durch musikalische Entwicklung hin und weg,
zu oder von verschiedenen Strömungen ist die Band inzwischen
eher eine Gitarren-Pop-Band geworden, mit Hang zu technischen Spielereien
und zum Düsteren. Die Art hat in ihrer nun 13-jährigen
Geschichte ein immenses Repertoire angehäuft, zu finden auf
4 Tapes (1987-1989) und inzwischen 8 CD und unzähligen Singles
oder Compilations. Seit ihrem Bestehen gab die Band ca. 750 - 800
Konzerte, zumeist im Osten Deutschlands, aber auch in allen möglichen
Ländern, bis hin nach Canada.
BLACK: Wie
kam es denn dazu, daß Ihr in Canada aufgetreten seit und wie
verlief dieses Konzert bzw. was waren Eure Eindrücke?
MAKARIOS: Sowohl in Canada, als auch in Texas gibt es ein Festival
über mehrere Tage in unendlich vielen Clubs. In Canada findet
das Ganze in Toronto statt, in Texas in Austin. Wir haben uns einfach
beworben und hatten wohl auch den ein oder anderen Die Art-Kenner
als Lobby vor Ort. Zumindest gab es einige unserer CD's in den Plattenläden,
was uns trotz bedeutungsloser Menge sehr gefreut hat. Das Konzert
in Canada verlief ziemlich gut, obwohl wir ein komplett deutschsprachiges
Programm gebracht haben, was anfänglich etwas zur Verwirrung
der Zuschauer geführt hat. Nach 10 Minuten hatten wir sie aber
auf unserer Seite. Solche Festivals tun eher dem Ego gut, als das
ein meßbarer Folgeeffekt zu verzeichnen ist. Daher waren unsere
Eindrücke auch mehr touristischer Natur und es war jedenfalls
toll! ... und am Beispiel Austin - es ist schon prickelnd, im Auto
über den Highway zu düsen und aus dem örtlichen Rockradio
Die Art zu hören.
BLACK: Die
Art begann als Die Zucht mit schleppenden Dark Punk, wandte sich
wenig später dem etwas flotteren Dark Wave zu, um plötzlich
nach dem ersten Album in härtere Gefilde zu driften, nur um
danach wieder eine Kehrtwendung zum Pop zu machen - für einen
Außenstehenden entsteht so leicht der Eindruck, daß
Ihr nicht so recht wißt, was Ihr wollt... oder?
MAKARIOS: Also die Zeit 1984 bis 1989 war sicher die Zeit zu suchen,
einen eigenen Stil zu finden. Das wir dann immer mal die Tendenz
unserer Stimmung wechselten, liegt eher daran, daß wir uns
ausprobieren möchten, kein Album soll dem Vorgänger gleichen.
Das macht es für den oberflächlichen Hörer sicher
etwas schwer, aber Die Art hat ja immer Merkmale ihrer Unverwechselbarkeit
behalten, so das nun nach 8 Produktionen auch nachvollziehbar werden
kann, warum diese leichten Schwankungen entstehen. Kommerziell ist
diese Vorgehensweise sicher nicht förderlich, aber in erster
Linie geht es um den Spaß an der Musik. Wir wissen schon sehr
gut, was wir wollen, es ist eben immer wieder etwas anderes. Und
ganz so gravierend sind die Wendungen ja auch nicht.
BLACK: Das
letzte Album "Mellow Versions" war ja eine Art Zwischenstation
mit Akustik- und Clubversionen älterer Songs - wo sieht Die
Art 1999 ihren musikalischen Stellenwert und wohin wird die Reise
gehen?
MAKARIOS: 1999 ist eher als Jahr des "Sammelns" zu sehen.
Hauptsächlich geht es darum neue Ideen auszuarbeiten, Live
zu spielen und einige historische Dokumente anzubieten. Musikalisch
sieht sich die Band als moderne Pop-Band, und es wird sicher im
Vergleich zur "Mellow Versions" wesentlich härter.
Gerade der Kontrast bietet ja hervorragende Möglichkeiten,
sich musikalisch und textlich auszudrücken. Nicht ganz unwesentlich
ist der Beitrag zum Weimar 99 "Rosebud Red"-Sampler, wo
jetzt noch nicht abzusehen ist, was da entsteht, bzw. was es für
Folgen hat. Im Herbst soll es dann aus Anlaß einiger VinylVeröffentlichungen
zu einer kurzen Tour mit anderen Pop-Bands kommen, die alle auf
dem LABEL DES JAHRES interessante Dinge veranstalten. Für OUR
CHOICE/RTD, unserem richtigen Plattenlabel, werden wir sicher erst
im nächsten Jahr etwas neues zur Veröffentlichung anbieten.
BLACK: In
Eurer fast 14jährigen Bandgeschichte habt Ihr immer wieder
alte Songs aufgearbeitet - könnt Ihr Euch von diesen nicht
trennen oder seit Ihr mit dem Ergebnis nie so richtig zufrieden
gewesen?
MAKARIOS: Mit den "alten Songs" hat es eine besondere
Bewandtnis. Zuerst war ja "Das Schiff" eine solche Neubearbeitungs-CD.
Dahinter stand der Gedanke, daß die ursprünglich nur
auf Demo-Tape gemachten deutschen Titel eigentlich zu schade waren,
um nicht wirklich veröffentlicht zu werden. Es erwies sich
auch als richtig, denn "Das Schiff" verkauft sich beständig
recht gut. Bei den "Mellow Versions" war die akustische
Tour der Auslöser. Ansonsten glaube ich, daß wir genügend
neue Titel schreiben, so daß die Bearbeitungen eher ein Zusatzangebot
sind. Und mit dem Ergebnis sind wir nie ganz zufrieden, es gibt
immer wieder etwas zu nörgeln.
BLACK: Ein
weiterer ständiger Wechsel in Eurer Karriere war die Sprache.
Anfangs ausschließlich in Deutsch, in der sogenannten Wendezeit
meist Englisch und dann gab es mit "Das Schiff" und "Still"
zwei rein deutschsprachige Alben (wohlgemerkt vor der großen
Neu-NDW der jetzigen Zeit). Die letzten Sachen waren dann wieder
größtenteils Englisch - wie geht diese Entwicklung weiter
und warum. Ich jedenfalls finde, daß Du ein guter Lyriker
ist und seine Texte auch hervorragend in Deutsch funktionieren!
MAKARIOS: Am liebsten schreibe ich natürlich deutsche Texte.
Die "Still" war eine Folge vom "Schiff" und
neue Titel sollen auch in Deutsch kommen. Die zuletzt veröffentlichten
englischsprachigen Sachen sind ja alle älteren Datums. Trotzdem
sehe ich die Sprache nicht als Dogma, man kann da ja auch ein bißchen
mit den Möglichkeiten spielen. Ein "gemischtes" Album
soll es aber nicht mehr geben.
BLACK: Du
veröffentlichst unter dem Pseudonym Gero Ley auch Gedichtbände
und hiermit möchte ich Ihm kurz die Gelegenheit zur Eigenwerbung
einräumen?
MAKARIOS: Also mit der Lyrik ist das so eine Sache. Es ist ein sehr,
sehr spezielles Gebiet und die Veröffentlichungen kommen sehr
sporadisch. Die Auflage von "Anastasia und andere Verbrechen"
ist vergriffen, andere Veröffentlichungen sind weniger Lyrik,
zum Beispiel der "Pratajev-Almanach" oder gerade erschienen
"Pratajevs schönste Gedichte Vol.1". Dabei geht es
ein wenig ins Absurde, und die "Teilnehmer" unserer Leseshows
biegen sich vor Lachen. Es ist schon Lyrik, aber sehr trashige.
Gedichte im Sinne von "Anastasia und andere Verbrechen",
also ernsthaftere, sollen seit zwei/drei Jahren in dem Band "3
Dutzend anderes Dunkel" erscheinen. Ich verwerfe es aber immer
wieder, irgendwie ändert sich die Stimmung zu oft. Ich bin
nun aber soweit, daß ich rückblickend eine gute Auswahl
zusammenstellen kann. Die Idee scheitert im Moment nur daran, daß
es zum Buch eine CD mit einem Hörspiel geben soll und durch
die intensive Arbeit bei Die Art aber keine Zeit blieb, es aufzunehmen.
Ich hoffe aber, daß es in spätestens einem Jahr soweit
ist, daß man alles zusammen öffentlich anbieten kann.
Bis dahin laufen die Leseshows, und das recht gut. Übrigens
habe ich nur ganz wenige Texte unter Gero Ley veröffentlicht,
meistens benutze ich Makarios Oley, was ja auch ganz gut klingt
und kein Pseudonym ist. Da die Literatur im weitesten Sinne Underground
ist, sollten sich alle Interessenten direkt an unsere Agentur wenden
oder eine Show besuchen, dort gibt es alle Bücher und Heftchen.
BLACK: Da
wir gerade bei Neu-NDW sind - ist es nicht witzig, daß der
jetzige Rammstein-Gitarrist Paul Landers Euer Debütalbum "Fear"
produzierte, allerdings als dieser noch bei Feeling B agierte und
an Rammstein noch nicht zu denken war! Ließe sich diese Tatsache
nicht ein wenig promomäßig auswerten und wie findet Ihr
denn persönlich die härteste Boygroup Deutschlands?
MAKARIOS: Ja, man könnte schon darauf hinweisen, aber so etwas
ist eher albern. Schließlich ist "Fear" lange vor
Rammstein entstanden und hat musikalisch keinen Bezug dazu. Ich
glaube da für die ganze Band sprechen zu können, wenn
ich sage, daß man es eher ablehnen sollte, auf diesem Wege
ein paar Krümel vom Kuchen abzubekommen. Rammstein selber ist
faszinierend, ohne daß sie meinen musikalischen Ambitionen
entsprechen.
BLACK: Ihr
habt Joy Division, deren Nachfolger New Order und die Beatles gecovert
- was bedeuten Euch die Originale?
MAKARIOS: Die John Lennon-Coverversion war damals ein Auftragswerk
für den Sampler von ZONG/DSB. Da haben wir weniger Beziehungspunkte.
Bei Joy Division oder New Order ist das anders, da liegen unsere
Wurzeln. Die Originale sind einfach ein Teil unseres Gefühls,
wir sind mit ihnen als Band groß geworden. Es gibt da ja auch
noch mehr Bands, die uns immer wieder "heimsuchen", wie
zum Beispiel T.Rex, Hüsker Dü, Chrome, Depeche Mode und
Amanda Lear.
BLACK: Auf
der "Age Of Consent"-MCD befand sich als Bonus eine geheimnisvolle
"Markt 9 Session" - was hatte es denn damit auf sich?
MAKARIOS: Die geheime Markt 9-Session war das erste Backline-Konzert
(nur 6 Titel), was wir gegeben haben. Anlaß war eine Vernissage
von Kaeseberg, welcher ein Leipziger Maler ist und der unser "Adnama"-Cover
gestaltet hatte. Da der Markt 9 eine recht enge Spielstätte
ist, haben wir die Sache nicht öffentlich gemacht, daher geheim.
Es war übrigens ein richtig schöner Abend, weil es trotzdem
brechend voll war. An diesem Abend wurde praktisch die Idee zur
"Mellow Versions" geboren.
BLACK: Das
Artwork Eures letzten Albums gestaltete P.M. Hoffmann in seinem
genialen Comicstyle - seit Ihr mit dem Ergebnis zufrieden und wird
sich diese Zusammenarbeit vielleicht fortsetzten?
MAKARIOS: Über das letzte Cover ist die Band geteilter Meinung,
was aber abzusehen war. Entweder man mag Comics oder nicht. Wir
sind seit einiger Zeit dazu übergegangen, dem jeweiligen Künstler
für die Gestaltung des Covers freie Hand zu lassen, also eine
andere Sicht auf unsere Musik zuzulassen. Da die Stilistiken aber
wechseln sollen, wird es das nächste Mal auch wieder einen
anderen Covergestalter geben. Ich selber finde P.M. Hoffmann's Pop
Art Sachen auch toll, und irgendwie werden wir sicher weiter Kontakt
halten für andere Ideen.
BLACK: P.M.
Hoffmann gestaltete ja auch die Debüt-EP der Leipziger Hoffnung
Sexflush, zu deren Förderern auch Die Art gehört - von
Euch vielleicht ein kurzes Statement zu Sexflush?
MAKARIOS: Sexflush ist sicher noch recht unausgegoren, aber es erinnerte
mich immer ein bißchen an uns, als wir noch Die Zucht hießen.
Und vielleicht bleibt die Band ja zusammen und kann sich entwickeln.
Die Leipziger Szene frißt ihre kleinen Hypes ja viel zu schnell
wieder auf. Da Sexflush bisher noch keine gültige Produktion
gemacht haben, ist auch schwer etwas zu sagen. Die 7-Inch ist ja
doch eher ein Sammlerstück.
BLACK: Fast
jede Indie-Ost-Band ist nach ihren ersten Erfolgen nach Berlin gezogen,
Die Art ist aber Leipzig immer treu geblieben, obwohl man beim sogenannten
"Klein-Paris" nun wirklich nicht von einer schönen
Stadt reden kann - warum eigentlich?
MAKARIOS: Leipzig ist wohl doch eine schöne Stadt. Vielleicht
warst Du lange nicht hier. Als Band ist es ja inzwischen egal, wo
man seinen Sitz hat und der war bis vor kurzem auch bei Die Art
Berlin, da zwei unserer Musiker in Berlin wohnten. Trotzdem sind
wir immer auch eine Leipziger Band geblieben. Inzwischen sind fast
alle Berlin-Touristen wieder zurückgekommen, auch bei anderen
Bands, vielleicht liegt es daran, daß man in Leipzig besser
arbeiten kann. Die Stadt ist groß genug, um genug Zerstreuung
zu bieten, und trotzdem ist alles überschaubar. Und irgendwie
finde ich, ist in Leipzigs Musikszene viel Bewegung. Es dauert sicher
nicht mehr lange und dann ist Leipzig Top.
BLACK: Aus
meiner Jugend sind mir viele gute Bands aus Leipzig im Gedächtnis
geblieben: Mad Affair, HerT.Z., Tishvaisings, Messer Banzani usw.
- was ist aus denen denn geworden, was ich auch schon die Jungs
von Sexflush gefragt habe, die wohl aber alle zu jung sind, um die
Bands noch zu kennen?
MAKARIOS: Siehst Du, das greift nahtlos an die vorherige Frage an.
Aus Tishvaisings ist in etwa Think About Mutation geworden, Messer
Banzani lösen sich wohl gerade auf, wegen neuer erfolgversprechender
Ideen, Lanny produziert jetzt in Jamaika. Die anderen genannten
Bands gab es schon Anfang der neunziger Jahre nicht mehr. Dafür
gibt es viele neue, tolle, interessante Bands, die alle nur wahrgenommen
werden müssen. Schaut Euch Leipziger Bands oder Projekte an,
sie sind es wert und sie klingen nicht alle gleich, sondern Leipzig
steht für Vielfalt.
BLACK: Da
Ihr ja auch fast ununterbrochen auf Live-Tour seit, möchte
ich Euch fragen, ob Ihr bei Euren Konzerten ein gewisses Ost-West-Gefälle
bemerkt, da Die Art im Osten sicherlich besser bekannt ist oder?
MAKARIOS: Ja so ist es, aber ich will das nicht weiter kommentieren,
da lamentieren nix bringt.
BLACK: Natürlich
möchte ich auch den persönlichen Musikgeschmack der einzelnen
Mitgliedern von Die Art wissen und vielleicht könnt Ihr einige
Beispiele nennen?
MAKARIOS: Gott, das ist so unterschiedlich. Vielleicht kann ich
es so sagen, Gumpi und ich gehen eher in die britische Richtung,
was Gitarren-Pop anbelangt und unsere Rhythmiker eher in die groovige
Richtung, was auch alles und nichts bedeutet. Ich müßte
jetzt jeden einzelnen fragen, was gerade in der persönlichen
Hitliste ganz oben steht. Mein Lieblingsalbum seit gut einem halben
Jahr ist "Without You I'm Nothing" von Placebo und seitdem
gab es nix besseres.
BLACK: Wie
würde ein Video für MTVIVA von Die Art aussehen und was
wäre Euer Wunschregisseur?
MAKARIOS: Ich glaube, wir würden momentan kein Video drehen,
extra für einen Musikkanal. Wir würden vielleicht eins
oder mehrere drehen für uns und wenn's dann irgendwo läuft
ist es gut, wenn nicht, ist es auch Wurst. Eher denkbar wäre
es in Richtung Kurzfilm zu denken oder experimentelle Sachen. Die
üblichen Videos sind ja fast alle stinklangweilig. Da aber
das Thema Video eh am Geld scheitert, spielt das alles nur am Rande
eine Rolle. Vielleicht ändert sich da was, ich treffe mich
gerade morgen mit einer großen Unbekannten, die uns eventuell
"verfilmen" will. Irgendeinen Lieblingsregisseur könnte
ich Dir jetzt gar nicht nennen.
BLACK: Welches
Album hat sich denn bisher von Euch am besten verkauft und seit
Ihr eigentlich mit dem Erreichtem Eurer Bandgeschichte zufrieden?
MAKARIOS: Nach wie vor ist "Fear" unser bestverkauftes
Album, es verkauft sich auch weiterhin, ähnlich verhält
es sich mit dem "Schiff". Das sind nun mal die Klassiker
von Die Art und alles andere muß sich daran messen. Wir sind
nicht unzufrieden, auch wenn es weißgott besser hätte
kommen können. Und wir wollen ja noch viel erreichen, so gesehen
haben wir uns ja nur einen Teil unser Vorhaben aufgehoben. Und jeder
erfüllte Traum weckt zehn neue, also wäre blanke Zufriedenheit
auch ziemlich tödlich. Die Art gilt als Kultband und welche
Band ist schon mit einem solchen Status versehen. So gesehen ist
das alles recht amüsant.
BLACK: Was,
die "Fear" verkauft sich immer noch? Wird die denn noch
aufgelegt und wenn ja, von wem? Wieviel Einheiten habt Ihr denn
davon verkauft - wenn man fragen darf?
MAKARIOS: Die "Fear" wird, wie auch die "Gold"
und die "Gift" von uns mit teilweise Bonustracks bei RTD
in Lizenz herausgebracht. Man kann jetzt schlecht den Gesamtstand
der Verkaufszahlen ausrechnen, aber es sind sicher inzwischen schon
fast 20.000 Exemplare geworden.
BLACK: Was
habt Ihr noch für dieses Jahr bzw. um die Jahrtausendwende
mit Die Art geplant?
MAKARIOS: In diesem Jahr gibt es noch eine ganze Menge Vorhaben.
Zuerst soll eine 7-Inch-Vinyl-Single mit unseren ersten, bisher
unveröffentlichten Studioaufnahmen von 1989 erscheinen. 300
Auflage, also nur eine Fan-Edition, aber das alte Material ist auch
nur für die "echten" Fans gedacht. Im Oktober folgt
dann dazu eine Tour, wie schon vorher gesagt, mit ein zwei anderen
Bands. Möglicherweise bringen wir dann noch eine 7-Inch raus,
mit neuerem Material, da die erste Single bis dahin sicher verkauft
ist. Weiterhin gehen wir traditionell im November und Dezember auf
Tour und wenn wir uns breitschlagen lassen, kommt unser Kulttape
"Dry" in einer 333'er Auflage auf CD an den Start. Wir
werden praktisch bei jedem Konzert angesprochen, ob es die alten
Originalaufnahmen noch gibt, und da dieses Jahr auch für "Dry"
zehnjähriges Jubiläum ist und gerade dieses Tape zu dem
Status von Die Art geführt hat, sind wir nun vielleicht bereit,
das alte Material, so wie es ist für kurze Zeit anzubieten.
Weiterhin werden wir ab Sommer an neuen Titeln für ein neues
Album arbeiten, endlich mal wieder was richtig neues, aber geplant
ist das alles erst für 2000. Ein neuer Titel ist ja demnächst
schon zu hören, auf der Weimar 99-Compilation "Rosebud
Red. Dazu wird es möglicherweise auch ein paar Konzerte geben,
aber das lassen wir mal auf uns zukommen. Also alles in allem viel
zu tun und nimmt man noch die Leseshows und Pläne für
Hörspiel und Lyrikbändchen dazu, könnte das Jahr
wieder doppelt solange dauern. Aber so ist es gut
BLACK: Dank
an Henryk Vogel von Sexflush für die Anregung und Vermittlung.
Des weiteren Dank an Manuela Kirchberger für die Promotion
und an Makarios für die schnelle Beantwortung - alles Gute
nach Leipzig und man sieht sich bei dem Konzert in Bischofswerda!
- Marco Fiebag
-
Herzlichen
Dank an Marco Fiebag, der dieses Interview zur Verfügung stellte.
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Die letzte
der anderen Bands aus dem Osten oder einfach nur Die Art?
Die letzte "überlebende"
DDR-Gitarren-Undergroundband ist nach einigen Experimenten und einer
Pause wieder zurück und hat im Gepäck ihr 9. Album "Last",
welches sich wieder auf alte Tugenden besinnt und lupenreinen Gitarrenpop
mit viel Melodie bietet. Die Art ist wieder da und wer mehr über
die Geschichte dieser Band erfahren möchte, sollte bitte im
BLACK 16 nachschlagen. Folgendes Interview schließt an jenen
Artikel fast nahtlos an und vielleicht regt dieses ja einige Leser
zum Besuch der Wintertour bzw. zum reinhören ins neue Album
"Last" an - es lohnt sich!
BLACK: Bei
Die Art hat sich ja in den letzten zwei Jahren viel getan - es erfolgte
nach langjähriger Zusammenarbeit ein Labelwechsel von OUR CHOICE/RTD
zu UPART PRODUCTIONS/TIS. Warum dieser Wechsel und was kannst Du
zu UPART PRODUCTIONS berichten?
MAKARIOUS: In erster Linie lag alles daran, daß ROUGH TRADE
und damit OUR CHOICE zu ZOMBA überführt, verkauft oder
wie auch immer wurden und ZOMBA hatte keinen Bedarf, den ohnehin
auslaufenden Vertrag zu erneuern. Das ist nun mal so im Geschäftsleben
und so standen wir letztendlich ohne Deal da. Nach einiger erfolgloser
Suche bot sich an, ein eigenes Label zu installieren, da wir einen
(hoffentlich) gut funktionierenden Vertrieb als Partner gefunden
haben. UPART ist jedoch nicht gleichzusetzen mit Die Art, denn in
erster Linie ist Macherin des Labels unsere Managerin. Wohin das
Ganze führt ist jetzt nicht abzusehen, wir hoffen natürlich,
daß es nicht im Sande verläuft. Immerhin gibt UPART die
Möglichkeit, diverse Nebenprojekte zu bündeln, ich denke
da nur an Prumskibeat oder das im Frühjahr erscheinende Buch
+ dazugehöriger CD von mir. Aber warten wir's ab.
BLACK: Des
weiteren trennte sich Die Art von ihrem Bassisten - was waren die
Gründe dafür?
MAKARIOUS: Ja, das war schon ein ziemlicher Problemfall, richtig
ausbreiten möchte ich das aber nicht. Die Probleme lagen eindeutig
im zwischenmenschlichen Bereich, da kam eins zum anderen und irgendwann
geht es nicht mehr weiter, auch musikalisch nicht. Hätten wir
nicht reagiert, wäre die Band damals zerbrochen. Es war eine
völlig verfahrene Kiste, denn durch die Trennung löst
man ja nicht gleichzeitig die Probleme, die danach kommen. Finde
mal einen guten Bassisten, der 1. frei ist und 2. musikalisch zu
Die Art paßt und 3. sich in dieser damals 13 Jahre bestehenden
Bandbeziehung zurechtfindet.
BLACK: Musikalisch
passierte in letzter Zeit neben der Wiederveröffentlichung
des "Dry" Tapes auf CD und der "Early Broadcast Session"
auf Vinyl nicht viel... außer dem schönen Beitrag für
den "Goethe und Nietzsche"-Tribut der Stadt Weimar. Wie
waren darauf die Reaktionen und hat Euch dieser Beitrag etwas gebracht?
MAKARIOUS: Nun da konnte ja auch nicht viel passieren, wie gesagt,
die Band war künstlerisch ziemlich lahmgelegt. Den Nietzsche-Song
haben wir letztendlich zu dritt gemacht. Die Reaktionen waren durchaus
positiv und vor allem war wichtig für uns: Es geht weiter,
man kann wieder Songs schreiben. Daß aus dem einen Song kommerziell
nicht der Brüller erwuchs, liegt in der Natur der Sache, man
sollte es eher als Experiment werten.
BLACK: Ihr
wart Gast auf der EXPO und hattet die Ehre, dort Live aufzutreten
- was waren Eure Eindrücke bzw. die Reaktionen des Publikums?
Und wie schätzt Du allgemein die EXPO 2000 ein - Erfolg, Flop
usw.?
MAKARIOUS: Die EXPO war zu diesem Zeitpunkt wohl eher eine Enttäuschung.
Aber dies hat ja mit uns nichts zu tun, das ist nur mein subjektiver
Eindruck, da ich Rummelveranstaltungen sowieso nicht mag und das
Konzept einer aufgeblähten Weltausstellung überholt ist.
Gesetzt dem Fall, man will sich das alles geben, bräuchte man
Tage und viel Geld, um sich durch das Überangebot zu fressen,
in jeder Hinsicht. Für Die Art war es trotzdem okay, dort zu
spielen, wenn auch erwartungsgemäß 14:00 Uhr eher Laufpublikum
durch den Saal ging.
BLACK: Ehrlich
gesagt fand ich Euer letztes Studioalbum "Adnama" nicht
besonders gelungen - zwei Coverversionen, ein alter Song, das häßliche
Artwork und diese krampfhaften Experimente wie der kürzeste,
längste, härteste und poppigste Song von Die Art waren
für mich einfach zu viel bzw. zu wenig. Wie seht Ihr mit etwas
Abstand dieses Album?
MAKARIOUS: Schwer zu beurteilen und beim Artwork würde ich
auch widersprechen, denn ich finde es schick... nun, das ist wirklich
Geschmackssache. Musikalisch war das schon eher zwiespältig,
aber zum damaligen Zeitpunkt war das der Stand der Dinge, wir wollten
unbedingt ein paar Sachen ausprobieren, ohne vorher zu wissen, was
letztendlich dabei rauskommt. Die Arbeit im Studio hat viel Spaß
gemacht. Gut, es ist ein ziemlicher Mix von Möglichkeiten rausgekommen,
und dabei auch ein paar sehr schöne Songs. "Ozean"
ist ja ein richtiger Hit geworden. Schon für diesen einen Song
hat sich die Arbeit gelohnt und ich glaube, auch unser Publikum
hat das so gesehen.
BLACK: Das
neue Album "Last" besinnt sich dagegen wieder auf die
alten Tugenden von Die Art - gradlinig, treibend, gitarrenlastig
und melodiös! Warum wieder diese Rückbesinnung?
MAKARIOUS: Das ist ganz einfach. Nachdem die inneren Querelen beendet
waren, und alle Bandmitglieder froh waren, heil aus dieser Zeit
herausgekommen zu sein, gab es ohne Worte diese Übereinstimmung,
alle wollten richtige Songs machen. Experimentiert hatten wir ja
genügend, sei es auf "Adnama", oder auf dem Album
"Mellow Versions". Es war ja auch wie eine Befreiung,
neue Songs zu schreiben, insbesondere bei unserem Gitarristen Thomas
Gumprecht hatte sich ein riesiges Heer an Ideen angesammelt. Wir
haben ja nicht mal alle Titel, die wir neu auf Lager hatten eingespielt.
Da sind noch vier, fünf oder sechs Songs, die wir aus Zeitmangel
und wegen finanzieller Schwachbrüstigkeit nicht fertigbekommen
haben. Ich glaube auch, allen war klar, daß Die Art für
ihren Gitarrenpop geliebt wird und nicht für ihre Experimente.
Das interessiert zwar auch, aber wir hatten es wohl ein wenig übertrieben.
BLACK: Ich
frage jetzt garantiert nicht nach dem Sinn des Titels, denn Euer
letztes Album wird "Last" sicher nicht sein... oder?
MAKARIOUS: Wir wären dumm, weiterzumachen, würde dieses
nun hoffentlich typische Die Art Album nicht den typischen Die Art-Fan
erreichen. Wir wären aber genauso dumm, aufzuhören, wenn
das Album sein Ziel erreicht. Für jede Möglichkeit steht
"Last", denn "Last" bedeutet sowohl "Letztes",
als auch "Beständig, Fortdauernd". Ein herrlicher
Kontrast und wie geschaffen für unsere Wortspielereien. Nur
soviel: Es ist nicht geplant, daß sich Die Art auflöst.
Dann würden wir sicher eine Abschiedstour deklarieren.
BLACK: Auch
diesmal gibt es wieder eine Coverversion - "You're Lost Little
Girl" von The Doors. Warum diese Version und was ist der aktuelle
Anlaß dazu, von welchem im Presseinfo die Rede ist?
MAKARIOUS: Daß es gerade dieser Song ist, ist wohl ein Zufall
und das mit den Doors auch, immerhin gibt es noch viele andere Favoriten,
die es zu covern lohnt. Der aktuelle Bezug liegt, wenn ich mich
nicht täusche, im Sterbejahr Jim Morissons, welches 2001 das
25. mal wiederkehrt. Und da kann man sich eine kleine Reminiszenz
erlauben. Das fiel uns aber erst auf, als wir schon im Studio waren
und in diversen Textbüchern schmökerten.
BLACK: In
unserem letzten Interview sagtest Du, das Du lieber Deine Texte
in deutsch verfaßt - nun ist "Last" aber komplett
englischsprachig ausgefallen. Hast Du die deutsche Sprache nun auf
Dein Projekt Prumskibeat verlagert oder warum?
MAKARIOUS:
Irgendwie fand die Band in der Demophase, daß die Texte, die
ich geschrieben hatte eigentlich ganz gut passen. Und wie das dann
so ist, man gewöhnt sich an die Songs und irgendwann ist es
zu spät sie deutsch zu schreiben. Ich stehe nach wie vor zu
meiner Aussage, daß mir rein persönlich deutsche Texte
lieber sind. Prumskibeat gibt da eine gute Möglichkeit, wenngleich
das inhaltlich unter völlig anderem Licht zu sehen ist. Und
es gibt noch weitere Pläne, siehe erste Frage, wo ebenfalls
die Muttersprache eingesetzt wird. Bei Die Art ist das immer eine
Stimmungssache. Auf keinen Fall wollten wir, wie auf der "Adnama",
deutsch und englisch mischen.
BLACK: Und
da wir gerade bei Prumskibeat sind - bist Du von dem phänomenalen
Erfolg des Projektes überrascht und wie findest Du die Tatsache,
das einige Magazine die Story für bare Münze nehmen?
MAKARIOUS: Ich bin schon überrascht, wie intensiv die Nachfrage
nach Pratajev, und damit, seit neuestem nach Prumskibeat, der Band,
die nur Pratajev-Texte vertont, ist. Es gibt wohl ein Bedürfnis,
da irgendeinen Spleen zu verfolgen, denn sonst könnte ich mir
nicht erklären, daß so viele Menschen angesteckt werden
und selbst nach Geschichten von, über oder mit Pratajev suchen.
Und bis auf ganz wenige Ausnahmen verstehen alle die Sache richtig,
auch die, die mir nachzuweisen versuchen, es hätte Pratajev
nie gegeben. Es ist alles eine Frage des Glaubens. Ich glaube daran,
daß alles, was ich über Pratajev zusammengetragen habe
stimmt, also stimmt es. Und wenn ich dann sehe, daß alle auch
noch einen Heidenspaß daran haben, um so besser. Pratajev
hat es wirklich verdient, daß man ihn aufweckt, zu neuem Leben
bringt. Durch Prumskibeat kommt ja nun eine völlig neue Dimension
auf und bei den letzten Veranstaltungen wurde stets nach mehr Musik
verlangt, als die Band bieten konnte. Da wartet noch viel Arbeit
auf uns. Die Wahrscheinlichkeit, daß sich Prumskibeat verselbstständigt
ist relativ groß. Aber jetzt zählt verständlicherweise
erst einmal Die Art, auch wenn ich nicht ausschließen möchte,
daß es nicht den ein oder anderen Prumskibeat Auftritt geben
wird.
BLACK:
Die Skeptiker haben sich aufgelöst, die anderen gibt es wieder
und Aljoscha von Feeling B ist tot - ein Kommentar dazu?
MAKARIOUS: Zu Aljoscha möchte ich eigentlich nichts weiter
sagen, da die Nachricht zu frisch ist. Natürlich ist so etwas
immer tragisch und macht betroffen, man hat ja schließlich
oft genug auf einer Bühne gestanden. Aber ich bin nicht in
der Lage, einen Nachruf zu verfassen, denn das können andere
besser. Das sich Bands auflösen und wieder reformieren ist
so wild nicht, wenn's Spaß macht, soll man zusammen spielen,
wenn nicht, dann nicht, aber irgendwie beschleicht mich das Gefühl,
daß Die Art durch solche Ereignisse zum Underground-Dinosaurier
wird, vielleicht sind wir schon die letzten, die noch aus der gemeinsamen
Vergangenheit übrig geblieben sind. Das wäre jedoch kein
Verdienst von uns, nur Sturheit und ein bißchen Glück.
Und dann hat "Last" ja wieder eine Bedeutung, in dem Sinne,
daß wir die letzte Ex-DDR-Ost-Underground oder wie auch immer
Band sind, die es noch gibt, die aber schon lange genug eigenständig
ist, um da keine Nostalgie aufkommen zu lassen. ANMERKUNG DES REDAKTEURS:
Anbei der von Makarious angesprochene Nachruf für Aljoscha
von Toster, Sänger von die anderen: Aljoscha Rompe, Sänger
und Mastermind der legendären Chaos-Punkband Feeling B, ist
tot. Bauarbeiter fanden den vermutlich während eines Asthmaanfalls
Erstickten an einem Novembermorgen in seinem Wohnmobil. Die Tür
des Wagens stand offen. Das Fahrzeug parkte in unmittelbarer Nähe
der Kneipenmeile am Wasserturm im Prenzlauer Berg. Kurz zuvor hatte
Aljoscha angeblich nach einem gewonnenem Gerichtsprozess ein Vermögen
geerbt. Viele Leute wußten das, weil Aljoscha es freimütig
erzählte. Zeitsprung: Hätte ich Aljoscha Anfang der Achtzigerjahre
nicht kennen gelernt, hätte ich dieses Jahrzehnt wohl Leiterplatten
lötend im VEB Werk für Fernsehelektronik verbracht. Mit
seiner Band Feeling B bewies er vielen alternativen Musikern in
der DDR, daß es für sie eine Bühne und ein Publikum
gab. Alexander "Aljoscha" Rompe war ein charismatischer
Typ mit einer schillernden Biographie. Auch mich hat er fasziniert,
inspiriert und (gerade in den letzten Jahren) irritiert. Schöpferisches
und Zerstörerisches war in seiner Seele immer symbiotisch verbunden.
Zuletzt aber schien mir die Zerstörung Oberhand zu gewinnen.
Und sie richtete sich vor allem gegen ihn selbst. Aljoscha, Du wirst
mir fehlen.
BLACK: Was
sind Deine Top 5-Alben 2000 und wie findest Du die Tatsache, das
Placebo Ihr zweites Album zum dritten mal abgeliefert haben und
dieses trotzdem phantastisch ist?
MAKARIOUS: Ja, meine TOP 5, mal sehen, ob ich soweit komme. Placebo
sowieso, da kann nichts schief gehen und die können ruhig noch
dreimal ihr 2. Album abliefern, ich glaube, das mir es immer gefällt.
Dann unbedingt ganz weit vorn die Dandy Warhols mit "Thiteen
Tales From Urban Bohemia". Und schon wird es schwer. A Perfect
Circle vielleicht noch, und die Deftones, aber auch nicht das ganze
Album. Es gab jedenfalls schon bessere Jahrgänge, was Neuveröffentlichungen
anbelangt. Was soll's.
BLACK: Was
ist "The Next Big Thing" Wissmut, welches Ihr in der CD
grüßt?
MAKARIOUS: Das ist ein Geheimnis. Auf der Single ist ja eine Wissmut-Version,
aber das ist eine falsche Fährte. Eine ganz falsche Fährte.
Nein, ich sage nichts dazu, sonst rutscht mir ein völlig falsches
Statement raus und was dann? Dann kriege ich Hiebe für ein
verkorkstes Interview. Die Wissmut-Jungs sind nicht gerade zimperlich,
sagt ja schon der Name.
BLACK: Was
sind die Pläne von Die Art im Jahre 2001?
MAKARIOUS: Die Art wird eine lange Tour spielen, "Last"
wird im Januar herauskommen
und wenn alles gut geht, im Frühjahr eine zweite Auskopplung.
Und im Herbst, wenn alles ganz gut geht, feiert Die Art fünfzehn
Jahre Die Art, was eigentlich auf der Bühne passieren sollte.
Und wenn alles noch mehr gut geht gibt es dazu endlich auch von
uns ein Live-Album, dann sind wir alt genug und dürfen das.
Nicht zu vergessen der Gedichtband im Frühjahr, wird langsam
Zeit dafür Werbung zu machen. Und auch nicht zu vergessen die
dazugehörige CD, das wird, sage ich nur, das wird wunderbar,
auch wenn es mit Die Art nur soviel zu tun hat, daß ich meine
Stimme draufdrücke. Wenn alles so wird, wie es werden soll,
reicht das auch für eine ordentliche Dosis Die Art 2001. Mal
sehen was das für eine brachiale Wirkung hat. Vielleicht sollten
wir uns mal die Karten legen lassen?
BLACK: Danke
an Makarious für dieses Interview und die schnelle Beantwortung
der Fragen. Des weiteren geht Dank an Manuela Kirchberger für
ihre Unterstützung und Grüße an den Rest von Die
Art.
- Marco Fiebag
-
Herzlichen
Dank an Marco Fiebag, der dieses Interview zur Verfügung stellte.
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